Der Begriff SI-Störung bezieht sich auf eine hirnphysiologische Dysfunktion, eine unzureichende Verknüpfung von Nervenzellen und Hirnstrukturen. Meist sind Kinder davon betroffen, im Erwachsenenalter treten die Störungen sehr selten auf, wenn sie nicht schon vorher präsent waren. Dazu gehören:
- Probleme mit dem Gleichgewicht (Vestibuläre Wahrnehmung) und der Grundspannung in der Muskulatur, die zu niedrig (hypoton) ist. Kinder brauchen ihre ganze Aufmerksamkeit, um ihre Körperhaltung zu kontrollieren. Ist ihre Aufmerksamkeit durch etwas anderes abgelenkt, bricht die Kontrolle über die Körperhaltung zusammen - sie wirken schlaff.
Nun ergeben sich manche Kinder in diese Schlaffheit, andere kämpfen dagegen an. Dies äußert sich wiederum in motorischer Unruhe und wird oft mit einer Aufmerksamkeits-Defizit-Störung (ADS/ADHS) verwechselt. Bei der "Sensorischen Integrationsstörung" ist jedoch die motorische Unruhe der Grund für die Aufmerksamkeitsschwäche, bei ADS/ADHS ist es genau umgekehrt. - Überempfindlichkeit für Berührungsreize (taktile Reize) und bei der Tiefenwahrnehmung (Propriozeption). Sie können Ihre Bewegungen nicht richtig planen und wirkt deshalb stets ungeschickt.
- Manchmal fallen taktile und vestibuläre Störungen zusammen. Die Kinder leiden dann an einer so genannten Modulationsstörung. Die ankommenden Reize werden vom Nervensystem nicht gefiltert. Die Folge sind zum Teil heftige Abwehrreaktionen.
Kinder, die unter der taktilen Defensivität leiden versuchen vor allem unerwartete Berührungen durch Menschen oder Gegenstände zu vermeiden und reagieren darauf entweder aggressiv oder ängstlich. Erwachsene, die unter diesem Syndrom leiden, versuchen Berührungen generell zu vermeiden, was wiederum zu sozialen Ängsten und Verhaltensauffälligkeiten führen kann.
Die vestibuläre Defensivität ist eine dramatische Form der Höhenangst, die bereits durch ganz alltägliche Aktivitäten wie Fahrradfahren oder Treppensteigen ausgelöst werden kann. Grundsätzlich haben SI-Störungen damit auch eine psychosoziale Dimension.